Pionierin der Berge
Trouvaillen aus den Luzerner Museen, Verkehrshaus der Schweiz
20.01.2021
Die Zahnrad-Dampflokomotive H 1/2, Nr. 7, der Vitznau-Rigi-Bahn VRB ist seit den Anfängen des Verkehrshauses in dessen Besitz. Sie hat eine bewegte Geschichte hinter sich, in der sie eine kurze Weile sogar die Stellung der allerersten Lokomotive der ersten Zahnradbahn Europas einnehmen durfte.
Im 19. Jahrhundert arbeiteten Technik, Wirtschaft und Politik zusammen am Produkt «Fremdenverkehrsindustrie Schweiz». Die gehobenen Schichten Europas besuchten auch Luzern und die Rigi. Die 1871 in Betrieb genommene Vitznau-Rigi-Bahn erleichterte den Aufstieg auf den Gipfel und zur Aussichtsplattform, ebenso vier Jahre später die Arth-Rigi-Bahn. 1880 waren dies fast 140’000 Passagiere, dreissig Jahre später schon 180’000. Dank dem Eisenbahnbauboom entstanden gleichzeitig auch diverse Maschinenfabriken, die Rollmaterial und weiteres Zubehör produzierten, wie 1871 die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM in Winterthur. Waren die ersten sechs Zahnraddampfloks der VRB noch in der Reparaturwerkstätte der Schweizerischen Centralbahn in Olten hergestellt worden, so ging der Auftrag der erfolgreichen VRB für weitere vier Lokomotiven bereits 1872 an die junge SLM, zum Stückpreis von Fr. 39’000. 1873 wurde die Rigi-Lok als Fabriknummer 1 der SLM mit der Betriebsnummer 7 der VRB ausgeliefert. Diese Zahnradlok war wie die älteren Loks noch mit einem Stehkessel ausgerüstet. Dieses System verhinderte die im Kessel wegen der steilen Strecke befürchteten Wasserstandschwankungen.
Seit 2001 ist die Lokomotive im Besitz des Verkehrshauses. Nun soll die Lok auch im 150. Jubeljahr der VRB, 2021, wieder am Berg in Betrieb genommen werden.
Text: Claudia Hermann, Verkehrshaus Foto: Dokumentationszentrum, Verkehrshaus
Pionierin der Berge, 31. März 1939
Die Lok mit der falschen Nr. 1 mit stehendem Kessel in Vitznau