Der Wetterhorn-Aufzug

Trouvaillen aus den Luzerner Museen, Verkehrshaus der Schweiz

02.09.2020

Vor über 112 Jahren eröffnete die erste elektrische Personenluftseilbahn der Schweiz ihren Betrieb am Wetterhorn, oberhalb von Grindelwald. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurde sie infolge der ausbleibenden Touristen bereits wieder stillgelegt. Heute erinnern nur noch die Überreste der beiden Stationen sowie Ausstellungsobjekte im Verkehrshaus an die Pionierbahn aus dem Berner Oberland. Die projektierte Luftseilbahn sollte von der Station Oberer Gletscher von 1257 m.ü.M. in vier Sektionen hinauf auf 3500 m.ü.M. zur Station Wetterhorn führen. Die einzelnen Abschnitte lagen weit auseinander. Die Bergtouristen hätten auf spektakulären Wegen zur jeweils nächsten Station wandern müssen. 1908 ging der unterste Bahnabschnitt bis Enge auf 1677 m.ü.M. in Betrieb. Aufgrund der durchschnittlich 116% betragenden Neigung der Tragseile wurde die Wetterhorn-Luftseilbahn als Aufzug bezeichnet. Die Schweizer Firmen von Roll, BBC und Buss hatten die Bahn nach den Plänen von Wilhelm Feldmann gebaut. Der Deutsche erkannte und berücksichtige bereits zu dieser frühen Zeit des Luftseilbahnbaus die kritischen Sicherheitspunkte: überdimensionierte Festigkeit, mehrere Seile, verschiedene, unabhängige Bremsen und ein Rettungssystem bei einem Notstillstand. Diese Sicherheitsvorkehrungen sind auch 110 Jahre später bei jeder Pendelbahn vorhanden. Nach einer massiven Beschädigung durch Steinschlag wurde die Pionierbahn 1934 abgebrochen.

Text: Nando Schoch, Verkehrshaus der Schweiz

Der Wetterhorn-Aufzug, 1898
Originale Nachbildung (1:1), CWA Carrosseriewerke Aarburg AG (1939), Hersteller/in Wetterhorn Aufzug (1908 – 1914), Betreiber/in Vorbild von Roll AG (von Roll’sche Eisenwerke AG, Giesserei Bern) (*1823), L × B × H 337 × 126 × 330 cm, 4100 kg