15.09.2021

Richard Wagner war ein grosser Tierfreund. Auf dem Anwesen seines Landhauses Tribschen, wo er von 1866 bis 1872 lebte, hatte er stets tierische Gesellschaft. Seine Geliebte und spätere Ehefrau Cosima notierte einmal dazu: «Neulich gingen die Pfauen [Fricka und Wotan], die schwarzen Schäfchen, Kos und Russ [die beiden Hunde], die Hühner und die Katze alle miteinander friedlich spazieren, wie die Bremer Stadtmusikanten.» In der Aufzählung fehlen u. a. die Pferde «Fritz» und «Grane», die sich auch eine Zeit lang hinzu gesellten.

Hunde hatten es Wagner besonders angetan. Im Laufe seines Lebens besass er mindestens 23 der «lieben, guten Freunde». Während seiner Tribschner Zeit hatte er drei der haarigen Gefährten. 1869 zogen der Pinscher «Kos» und sein Abkömmling «Vito» (von Wagner auch «Fitzo» genannt) ein. Der berühmteste seiner Hunde war jedoch «Russumuck», «Russ» genannt: ein schwarzer Neufundländer mit weisser Brust und weissen Pfoten.

Er war ein Geschenk von Wagners Haushälterin «Vreneli», Verena Stocker-Weidmann (1832–1906). Im Februar 1866 brachte sie Russ «für einen Tag zur Probe». Doch schon bald wurden er und Wagner ein stadtbekanntes Duo. Dass Wagners Bindung zu Russ über jene einer typischen Hund-Mensch-Beziehung hinausging, ist mehr als offensichtlich. Warum sonst hätte die Familie Am Rhyn (Wagners Vermieter) Russ’ Hundepeitsche einrahmen lassen? Zudem liessen sie die Peitsche mit Wagners Siegel dekorieren: Die Sternenkonstellation des grossen Wagens auf der Brust eines Geiers (Symbole für Wagners leiblichen Vater und seinen Stiefvater Ludwig Geyer). Was für ein Geschenk!

Russ, von dem sein Herr einmal träumte, «er habe sich als Löwe entpuppt», war Wagners Lieblingshund. So ist es nicht verwunderlich, dass er nach seinem Ableben (1875) mit einem Grabstein in Bayreuth beigesetzt wurde. Auf diesem steht geschrieben: «Hier ruht und wacht Wagners Russ». Dort liegt er noch heute – nicht weit von der Grabstätte seines Herrchens im Park der Villa Wahnfried.

Text: Franziska Sagner