Hausschuh von Richard Wagner

21.04.2020

Inwieweit Richard Wagner unter dem Pantoffel seiner zweiten Frau Cosima stand, lässt sich weder herausfinden noch belegen. Vermutlich war Cosima zuständig für Familie und Haushalt und konnte hier weitestgehend selbstbestimmt agieren, ansonsten hatte eindeutig Richard Wagner das Sagen.

Und der wusste, was er wollte. Auch bei der Einrichtung des Landhauses in Tribschen liess er sich nicht reinreden, ebenso bei der Auswahl seiner Kleidungsstücke. Edelste Textilien waren gerade gut genug, um seinen Ansprüchen zu genügen. Diese liess er sich nicht selten extra in Wien aufwändig anfertigen und nach Luzern bringen.

Woher oder von wem Richard Wagner seine Hausschuhe bekommen hat, die er in Tribschen trug, kann nicht gesagt werden. Tatsache ist, dass Material (Seide), Verarbeitung (Stickerei) und Farbgebung (pastell u. a. rosarot) seine Vorlieben bestens zum Ausdruck bringen.

Die Sohle des Schuhs trägt folgende Beschriftung: „Markus Küng. Richard Wagner Pantoffel, Geschenk von der Haushälterin an meinen Mann Oskar Doswald- Kunstmaler. Frau Emmy Doswald“.

Marcus A. Marljeffsky (geb. Markus Küng; Sohn des Kunstmalers Walter Küng, lebte im Schlössli Wartegg, Tribschen) bekam den Schuh von Frau Doswald als Kind geschenkt. Vermutlich hat deren Mann den Schuh von Verena Stocker-Weidmann erhalten, der Haushälterin von Richard Wagner. „Vreneli“ – wie Wagner seine Dienstangestellte liebevoll nannte, erhielt einige persönliche Stücke von Richard Wagner bei seinem Wegzug aus Tribschen zur Erinnerung. So kam sein Schreibpult, Cosimas Nähkästchen, eine Klavierlampe, eine Siegelpetschaft und ein Siegelring, ein Pokal aus böhmischen Glas und vieles mehr in den Besitz der Familie Stocker. Die Stocker-Nachkommen haben sich entschlossen, die Kostbarkeiten der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Neben dem Hausschuh sind diese im Richard Wagner Museum Luzern zu bewundern.

Text: Katja Fleischer, Richard Wagner Museum

Hausschuh von Richard Wagner, (undatiert)
Florale Seidenstickerei auf seidenem Obermaterial Innenfutter und Einlegesohle aus gelber Seide, gesteppt Lederlaufsohle, geleimt (vermutlich erneuert)