Franz von Lenbach: "Malwida von Meysenbug"
28.10.2020
Malwida von Meysenbug (1816 Kassel – 1903 Rom) gilt als Vorkämpferin für die Rechte der Frauen. Sie hat sich vor allem für die akademische Bildung der Frau stark gemacht. Als Schriftstellerin hat sie Ruhm erlangt mit ihrem Buch «Memoiren einer Idealistin». Zugleich war sie eine glühende Vertreterin der Bürgerlichen Revolution ab 1848 und nannte sich selber eine «Sozialistin». Sie schaffte es, zusammen mit gleichgesinnten Frauen erstmals Zutritt zur Frankfurter Paulskirche zu bekommen.
In London lernte sie Richard Wagner kennen. Er war geschmeichelt, weil sie seine Schriften sehr genau gelesen hatte. Die Freundschaft zwischen ihr und dem Komponisten festigte sich in Paris nach der umstrittenen Tannhäuseraufführung. Ab da war Malwida von Meysenbug bei allen Uraufführungen von Wagners Opern anzutreffen. Im Sommer 1870 besucht sie Wagner in Tribschen und wurde eingeladen, die Trauzeugin von Cosima und Richard Wagner in der Matthäuskirche zu sein. Bei der Grundsteinlegung zum Festspielhaus in Bayreuth lernte sie Friedrich Nietzsche kennen. Es entwickelte sich ein reger Briefwechsel zwischen ihr und Nietzsche. 1876/77 wohnten sie sogar gemeinsam in einer Art Wohngemeinschaft in Sorrent, zusammen mit Albert Brenner und Paul Rée. Wagner weilte zu Erholungszwecken im selben Ort und sollte hier letztmals Friedrich Nietzsche begegnen, bevor diese Freundschaft in die Brüche ging. Der Kontakt der Familie Wagner zu Malwida von Meysenbug blieb bis zum Lebensende der treuen Freundin bestehen.
Text: Katja Fleischer, Museumsleiterin. Richard Wagner Museum Luzern
Franz von Lenbach:
«Malwida von Meysenbug», Juni 1885
Pastell, 96 × 69 cm