Deckenbemalung in Wagners Salon
21.09.2022
Im April 1872 zog Richard Wagner nach Bayreuth und verliess sein Tribschener Landhaus, wo er mit seiner Familie sechs glückliche Jahre verbracht hatte. Das Gebäude stand dann für längere Zeit leer oder wurde über die Sommermonate als Ferienhaus vermietet. Anfang der 1930er-Jahre erwarb die Stadt Luzern den ehemaligen Wohnsitz des Komponisten und eröffnete das Richard Wagner Museum. Seit Wagners Wegzug hat das Haus also schon mehrere Umgestaltungen erfahren, die letzte grosse fand in den 1980er-Jahre statt. Bei dieser wurde die Dauerausstellung eingerichtet, die man heute besichtigen kann. In der kommenden Winterpause werden Wagners Räumlichkeiten – nach zirka 40 Jahren – erstmals wieder umgestaltet. Kernstück ist der Salon: Eine Nachahmung der Einrichtung wie zu Wagners Zeiten wird das Eintauchen in dessen Welt ermöglichen.
So eine Arbeit benötigt natürlich viel Vorbereitung. Angefangen mit einer umfassenden Quellensuche. Tagebucheinträge, Erinnerungen und Briefe von Cosima und Richard Wagner an Ludwig II., König von Bayern, dienen als Hilfsmittel. Wieso gerade Ludwig II.? Er war Wagners Gönner und kam für alle Kosten auf, die in Tribschen anfielen. Dazu gehörten zum Beispiel die Miete, die Kosten für den Umbau der Räumlichkeiten (Wagner änderte viel, von neuen Tapeten über Wanddurchbrüchen bis hin zu luxuriösen Möbeln), Bedienstete, extravagante und teure Stoffe für textile Dekorationen und vieles mehr.
Auch wenn anhand dieser Dokumente schon einige Details über die damalige Saloneinrichtung ersichtlich werden, fehlen doch grundlegende Informationen, die von Nöten wären, um den Raum nach Wagner’schen Vorbild umzugestalten. Welche Farbe hatten die Wände? Welche der Boden? Wie sah das restliche Holzwerk aus?
Um diese Fragen zu beantworten, ging die Restauratorin Liselotte Wechsler auf Spurensuche. Dabei stiess sie unter anderem auf eine alte Deckenbemalung im Salon. Und damit auf einen spannenden Fund, der bei der neuen Gestaltung der Räumlichkeiten des Erdgeschosses sowie der Dauerausstellung des Richard Wagner Museums eine Rolle spielen wird.
Text: Franziska Gallusser, Richard Wagner Museum
Deckenbemalung in Wagners Salon, (undatiert)
Ältestes Foto vom Salon des Landhauses Tribschen aus dem Jahr 1913. Im Sommer 2022 freigelegte Deckenbemalung in der sog. «Musterachse» im Salon des Richard Wagner Museums