Paul Klee: «Fischbild»
24.08.2022

Im Museum Sammlung Rosengart werden 125 Werke des bedeutenden „Maler-Zeichners“ Paul Klee gezeigt. Die Räume des Untergeschosses bieten einen idealen Ort, um diese in aller Ruhe auf sich wirken zu lassen. Klees eindrückliches Werk „Fischbild“ lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters schon von weitem auf sich. Man möchte die hochformatige, 1925 ausgeführte Unterwasserwelt ganz einfach von nahem beschauen. In der Tat ist es ein Seherlebnis, den zwischen Blau, Türkis und Weiss changierenden Farbaufträgen zu folgen. Man meint, das sanfte Gleiten des Wassers spüren zu können. Aus dem dunklen Blau heraus werden die 24 Lebewesen durch einen diagonal verlaufenden Lichtstrahl sichtbar. Die Vielfalt der keil-, scheiben-, und spindelförmigen Fische, horizontal, vertikal, diagonal nach oben und nach unten ausgerichtet, evozieren eine Bewegung in der zweidimensionalen Darstellung. Dies nicht zuletzt auch durch die immer wieder anders wiedergegebenen Schwanzflossen, mit denen die Tiere ja seitlich schlängelnd vorwärts schwimmen. Interessant ist der Vergleich mit der direkt neben dem Bild ausgestellten Bleistiftzeichnung von 1924. Für ein solches Werk auf Papier ist das Festhalten eines ersten Gedankens, das erste Erproben eines Themas charakteristisch. Bemerkenswerterweise hat Klee bereits im Alter von fünf Jahren begonnen, sich der Natur zeichnerisch zu nähern. Mit einer wissenschaftlichen Genauigkeit hielt er die Welt der Wassertiere auch in Zeichnungen um 1889 fest. Klees Meinung nach „treffen sich sämtliche Wege im Auge“. In beiden Darstellungen sind sodann die sich bei den Fischen seitlich am Kopf befindenden Augen gut erkennbar. Auch sie benötigen das Sehorgan, um sich im Wasser orientieren zu können. 1940, in seinem letzten Lebensjahr, hat der Künstler diesem „Fisch-Blick“ ein kleines, breitformatiges, auf zwei Fische fokussiertes Bild gewidmet. Die so ganz andere Komposition ist mit Sicherheit eine weitere Entdeckung von Klees Werk in der Sammlung Rosengart.

Autor: Kerstin Bitar, Museum Sammlung Rosengart
Abgebildet in: Rosengart, Angela (Hrsg.): Sammlung Rosengart. München 2002, S. 140, 141 und 190.