Paul Cézanne
Paul Cézanne (1839-1906) «L` Estaque, le village et la mer»
08.12.2021
Nach L` Estaque, einem provenzalischen Fischerdorf im Norden von Marseille, kehrte der französische Maler Paul Cézanne immer wieder zurück. Zum ersten Mal gab er hier den auf einer Anhöhe gelegenen Saumaty-Turm, der alle Gebäude überragt, sowie die Schornsteine der Ziegeleien wieder. Mit Hilfe der links und rechts die breitformatige Darstellung rahmenden Laubbäume verleiht er der Komposition so eine vertikale Gliederung. In der Tat beginnt die in grünen und gelben Schichten mit diagonalem Pinselduktus gemalte Vegetation von links und steigt schräg zum Ende des Weges hin an. Im Gegensatz zu den Impressionisten zeigte er hier nicht einen flüchtigen Moment, sondern eine klar gegliederte, in sich geordnete, architektonische Komposition. Dies wird just im Vergleich mit deren Werken, etwa von Pissarro, Monet und Renoir evident, die in der Sammlung Rosengart ebenfalls entdeckt werden können. Cézanne stellte in dieser Ansicht mit Blick auf das ganz hinten am Horizont sich erstreckende Meer einmal mehr unter Beweis, dass er die strukturelle Vereinfachung der Landschaft in einer höchst ausgewogenen Darstellung schildern konnte. Nachgerade eine kreisförmige Bewegung wird erzeugt, die nach rechts verläuft und den Betrachter mithin einlädt, dem Weg tief ins Bild aufzunehmen und gedanklich weit in die mediterrane Landschaft hineinzuspazieren, den oft starken Fallwind Mistral und das Oszillierende des Lichts eines heiteren Sonnentages zu spüren und die trüben Wintertage zu vergessen. Ganz entgegen seiner Ansicht vermochte er durchaus «die Intensität, die sich vor seinen Sinnen ausbreitete und den wunderbaren Farbenreichtum, der die Natur beseelt» (Paul Cézanne), hier festzuhalten
Autor: Kerstin Bitar, Museum Sammlung Rosengart.
Abgebildet in: Rosengart, Angela (Hrsg.): Sammlung Rosengart. München 2002, S. 35.
Paul Cézanne (1839-1906) «L` Estaque, le village et la mer»,
Um 1882, Öl auf Leinwand 53,3 × 64,5 cm. Rewald Nr. 491