Claude Monet «Eglise de Vernon, Brouillard»
28.12.2022

Claude Monets Darstellung der hochgotischen Kirche Notre-Dame de Vernon gehört zu einer Gruppe von sechs Ansichten dieses pittoresken Ortes in der Normandie. In allen Versionen sind unterschiedliche Licht- und Wetterbedingungen, von strahlendem Sonnenlicht bis hin zu grauem Wetter zu erkennen. Die subtilste Variante mit zartesten violetten, blauen und grünen Tönen ist in der Tat die in der Sammlung Rosengart zu entdeckende Leinwand, auf welcher die Stadt in dichten Nebel gehüllt ist. Nach Abschluss seiner Serie über die bedeutende Kathedrale von Rouen kehrte der impressionistische Maler wieder zu der unmittelbaren Landschaft um Giverny zurück. Die Stadt Vernon liegt schräg gegenüber von seinem Haus und seinen Gärten an der Seine, die zu seinen Lieblingsmotiven zählte. Die Silhouette des Chores sowie des Längsschiffs erheben sich über das Flussufer. Die nur schemenhaft zu sehenden Bäume und Gebäude flankieren die beeindruckende Kirche. Monet malte die Vedute von seinem Atelierboot aus, das auf dem Fluss vertäut war. Über die Hälfte der Komposition widmete er der weiten Fläche des Flusses. So konnte er die sich auf der Seine widerspiegelnden Häuser und die Landschaft am Morgen wiedergeben. Das am linken Bildrand dargestellte, langgezogene Boot markiert dabei die Scheide von Wasseroberfläche und Ufer. Schon zwanzig Jahre zuvor hielt er in der Darstellung des Hafens Le Havre seinen Eindruck von der Atmosphäre und dem oszillierenden Licht fest. Der Titel des Bildes «Impression. Soleil levant» verlieh nicht von ungefähr der Kunstbewegung ihren Namen. Wie George Clemenceau, Politiker und Freund des Künstlers, so treffend äusserte, nimmt der Betrachter in nächster Nähe der Ansicht «ein wildes Durcheinander von Farben» wahr; weiter entfernt jedoch kann er beobachten, wie auf «dieser selben Leinwand sich die Natur wieder wunderbar zusammenfügt, sich anordnet mitten im unentwirrbaren Durcheinander vielfarbiger Flecken.» Ein Seherlebnis vor allem in trüben Wintertagen!

Autorin: Kerstin Bitar, Museum Sammlung Rosengart
Abgebildet in: Rosengart, Angela (Hrsg.): Sammlung Rosengart. München 2002, S. 31.