Claude Monet (1840-1926) :
Neige à Amsterdam
16.12.2020

Claude Monets «Neige à Amsterdam» im Museum Sammlung Rosengart gehört zu den siebzig Schneebildern, die der Künstler in dreissig Jahren malte. Im Januar 1874 befand sich Monet in Amsterdam. In der Nähe des Hauptbahnhofs hatte er eine Unterkunft gefunden. Von dort aus unternahm er einige Malausflüge in die nähere Umgebung; dabei entstand etwa diese Ansicht vom Westerdoksdijk mit Blick auf die südwärts gelegene Posthoornkirche von 1863. Monet malte die wolkenverhangene Schneelandschaft mit raschen, skizzenhaften Pinselduktus von einem relativen hohen Standpunkt aus. Die dynamische Komposition besticht durch den vertikalen Höhenzug der Kirche, der Schiffsmasten und der Dückdalben, den eingerammten Pfählen zur Markierung der Fahrrinne, sowie durch die diagonale Bezeichnung mit den am Ufer anliegenden Hausbooten, dem Quai und der schneebedeckten Amstel. Drei Spaziergänger, die Monet mit wenigen Strichen skizzierte, sind bei diesem unwirtlichen Wetter auf dem Quai unterwegs. Im Gegensatz zu den fast fotografisch genauen Darstellungen seiner Zeitgenossen ging es Monet um die Wiedergabe seiner eigenen Wahrnehmung der Boote und Gebäude im dichten Nebel und deren silhouettenhaften Erscheinung. Entgegen den Vorwürfen der Kritiker bereitete Monet seine Bilder akribisch vor, um die Atmosphäre und das für seinen Stil so charakteristische Licht möglichst lebendig darzubieten und das Wesentliche der Landschaften zu erfassen. Théodore Duret und Octave Mirbeau, Schriftsteller und Freunde Monets, lobten ihn nachgerade für diese Gabe, seinen Eindruck festzuhalten. Monets 1872 ausgeführte Hafenansicht von Le Havre mit dem Titel «Impression, soleil levant» – der Luzerner Darstellung vom Stil her verwandt – wurde im April 1874 auf der ersten Impressionisten-Ausstellung gezeigt und prägte dort den seither gültigen Namen der epochemachenden Kunstströmung.

Text: Kerstin Bitar, Museum Sammlung Rosengart
Abgebildet in: Rosengart, Angela (Hrsg.): Sammlung Rosengart. München 2002, S. 30.