Seltene Entdeckung

Trouvaillen, Museum Luzern

23.03.2022

Jeweils verschiedenen günstig zusammenspielenden Umständen ist es zu verdanken, dass Überreste längst vergangener Tierarten in naturwissenschaftliche Sammlungen gelangen und das Bild von früheren Zeiten bereichern. Ein schönes Beispiel einer solchen Verkettung von Ereignissen sind Mammutfunde aus dem nördlichen Napfvorland, die sich in der Sammlung des Natur-Museums Luzern befinden. Ihre Geschichte beginnt vor vielen tausend Jahren in der letzten Eiszeit, als haarige Urelefanten im Morast ums Leben kamen und ihre Knochen danach im lehmigen Boden erhalten blieben. Ein erster Schritt hin zu ihrer Entdeckung leistete der Bau der Eisenbahnlinie Huttwil-Wolhusen, als man im Jahr 1894 an der Kantonsgrenze zwischen Luzern und Bern auf unbedeutende Torfschichten stiess. Zwar wurden diese kaum beachtet, und niemand wäre auf die Idee gekommen, darin je Knochen zu suchen. Mit der Brennstoffknappheit im ersten Weltkrieg erwachte aber die Erinnerung an diese Vorkommen gut 20 Jahre später, und eine Nutzung wurde plötzlich interessant. Als dann verschiedene Unternehmen ab 1917 in der Gegend von Gondiswil nach Kohle gruben, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die urzeitlichen Reste zutage traten. Doch für einen erfolgreichen Fund bedurfte es noch aufmerksamer, sorgfältiger Arbeiter, derer verständnisvoller Vorgesetzter und wissenschaftlich versierter Fachleute. Erstere fanden sich glücklicherweise in der A.G. der Luzerner Kohlen-Werke, deren Direktor die bei Engelprächtigen in der Gemeinde Ufhusen geborgenen Skelettreste im Sommer 1919 ans Naturhistorische Museum Luzern verfrachten liess. Zu Letzteren gehörte Professor Th. Studer von Bern, der 1923 die Mammutreste als «gewaltige Tiere mit kolossal entwickelten Stosszähnen» und als frühe Übergangsformen zum Wollhaarmammut (Mammuthus primigenius) erkannte. Der Botaniker S. Wegmüller half schliesslich 2002, die Funde zu datieren und wies ihnen ein Alter von 55’000-60’000 Jahren zu.

Autor: Benedict Hotz, Konservator Erdwissenschaften Natur-Museum Luzern
Foto: Marilena Taccetti-La Grassa, Natur-Museum Luzern

Seltene Entdeckung dank zusammenspielender Einflüsse, (undatiert)
Seltener Mammut-Backenzahn im Natur-Museum Luzern