Robert Zünd, Paysage près de Rhenen (Kopie nach Aelbert Cuyp)
Trouvaillen aus den Luzerner Museen, Kunstmuseum Luzern
21.10.2020
Idyllischer könnte eine Landschaftsansicht wohl kaum sein. Ein auf einem Stein sitzender Hirte spielt auf seiner Flöte, das Arbeitsgerät ist niedergelegt und markiert den Moment der Rast. Der Hirtenhund am Fusse des Flötenspielers weilt unaufgeregt daneben und blickt auf die zu beschützende Kuhherde, die unweit davon weidet. Hinter dem Hund stehen zwei erstaunlich erwachsen wirkende und gleichzeitig miniaturhaft ausgeführte Kinderfiguren, die den Klängen der Flötenmusik lauschen. Auf dem Hügel im Hintergrund ist eine Schafherde zu erkennen, sowie drei weitere Hirtenfiguren, die dem Panorama aus in gelbes Licht getauchter Stadtansicht und Flusslandschaft frönen.
Das Gemälde «Paysage près de Rhenen: vaches au pâturage et berger jouant de la flûte» ist nicht etwa in Rhenen, einer niederländischen Stadt am Rhein, unweit von Utrecht, entstanden, wie der Titel suggeriert. Robert Zünd hat es am 15. Juni 1861 in Paris im Louvre gemalt und zwar nach Vorlage des gleichnamigen Gemäldes des bedeutenden niederländischen Landschaftsmalers Aelbert Cuyp. Zwar reiste Zünd höchst ungerne, jedoch liess er es sich nicht nehmen, in den Kunstmetropolen wie Paris, München oder Dresden nach den Werken der Alten Meister zu malen.
Die bukolische Szene beschreibt ein Arkadien des Nordens. Die Region auf der griechischen Halbinsel Peloponnes steht schon seit der Antike für eine raue Landschaft, in der die Arkadier, ein einfaches Hirtenvolk, fern von den Zwängen der Gesellschaft und in idyllischer Natur, glücklich und zufrieden leben. In der Malerei des 17. Jahrhunderts erfreute sich das Motiv bei Malern wie Nicolas Poussin, Claude Lorrain oder Aelbert Cuyp grosser Beliebtheit. Nicht selten stellten die Maler auch Landschaften nördlich der Alpen als Arkadien dar.
Doch wie ist das Gemälde in die Sammlung des Kunstmuseums Luzern gelangt? Medienberichte zu Robert Zünds Kopie nach Diego Velázquez’ berühmtem Gemälde «Las Meninas» inspirierten einen privaten Sammler aus der Region Luzern zu einer Dauerleihgabe bedeutender Werke. Neben Zünds Kopie sind neu auch eine Darstellung eines rauschenden Bergbachs des grossen Schweizer Landschaftsmalers Alexandre Calame, zwei Kuhbilder des bekannten Tiermalers Rudolf Koller, sowie zwei Landschaftsmalereien von Robert Zünd Teil der Sammlung des Kunstmuseums Luzern.
Zünds Kopie «Payage près de Rhenen» ergänzt seit kurzem die Sammlungspräsentation «Alles echt!», die noch bis am 22. November geöffnet ist.
Robert Zünd, Paysage près de Rhenen: vaches au pâturage et berger jouant de la flûte (Kopie nach Aelbert Cuyp), 1861
Öl auf Leinwand
43.5 x 53.5 cm, Kunstmuseum Luzern, Dauerleihgabe aus Privatbesitz
Foto: Andri Stadler
Text: Beni Muhl, Kunstmuseum Luzern
Robert Zünd, Paysage près de Rhenen (Kopie nach Aelbert Cuyp), 1861