Rinus Van de Velde, Maschinen
Trouvaillen aus den Luzerner Museen, Kunstmuseum Luzern
09.05.2021
Was wird hier eigentlich produziert? Mitten im Ausstellungsraum steht eine Maschine mit zahlreichen Rohren, Zahnrädern, elektrischen Kabeln, blauen, gelben, grünen Behältern, allerlei Knöpfen und Schaltern. Beim Rundgang um die komplexe Apparatur entdeckt man einen roten Ballon, der an einem Ventil hängt. Dient die aufwändige Maschine also dazu, diesen aufzublasen?
Der belgische Künstler Rinus Van de Velde setzt sich in seiner Ausstellung «I’d rather stay at home, …» mit männlichen Künstlermythen und der eigenen Identität als Künstler auseinander. In Keramiken – die eigentlich Aschenbecher sind – stellt er berühmte Szenen aus der Kunstgeschichte nach und übertreibt diese ins Absurde: So malen Édouard Manet und Gustave Courbet ihre Meisterwerke «Olympia» und den «Ursprung der Welt» gleichzeitig mit ein und demselben Aktmodell. Rinus Van de Veldes Maschine indes, eine Kulisse aus bemaltem Holz und Karton, verweist auf Jean Tinguelys Skulptur «Méta-Matic No. 17», die Zeichnungen anfertigt und einen Ballon bis zum Platzen aufbläst.
Bei Rinus Van de Velde platzt der Ballon nicht, stattdessen verselbständigt er sich im Video «La Ruta Natural» und wird zum Motor einer Geschichte, die sich unendlich wiederholt. Der Protagonist, ein Alter Ego des Künstlers, findet an einem Marktstand in einer Kiste gefüllt mit Karotten den Schlüssel zu einem unterirdischen Maschinenraum. Dort setzt er die Maschine in Gang. Der Ballon füllt sich mit Luft und fliegt durch einen Schacht davon. Plötzlich erwacht der Protagonist aus einem Traum und sieht sich mit sich selbst konfrontiert. Unerwartet erschiesst ihn sein zweites Ich mit einer Pistole. An der Decke hängen weitere Ballone, ein Symbol für die mit sich selbst ringende Künstleridentität und die Verletzlichkeit des Seins.
Foto: Marc Latzel
Rinus Van de Velde, Maschinen, Kunstmuseum Luzern, 2021
Ausstellungsansicht, I’d rather stay at home, …