Neues aus der Sammlungsausstellung
Trouvaillen aus den Luzerner Museen, Kunstmuseum Luzern
01.09.2021
Wie verändert die Präsentation ein Kunstwerk? Wie wirken sich Farbe und Umgebung darauf aus? Oder die Höhe des Sockels? Und welchen Unterschied macht es, ob eine Skulptur auf dem Boden liegt oder an der Wand angelehnt steht? Und wer entscheidet darüber?
Diese Fragen beschäftigen Kuratorinnen und Kuratoren bei ihrer täglichen Arbeit. Denn es macht einen Unterschied, ob man auf ein Werk herunterschaut oder zu ihm aufblickt. In den meisten Fällen sind die Fragen bis zum Ausstellungsbeginn geklärt, nicht so in der aktuellen Sammlungsausstellung «werden und vergehen. Zustandsberichte aus der Sammlung», die sich Werken widmet, deren Status nicht abgeschlossen ist und die Fragen aufwerfen.
Joseph Kosuth ist ein bekannter amerikanischer Konzeptkünstler, der 1973 eine Einzelausstellung im Kunstmuseum Luzern eingerichtet hat. Im Depot zurückgeblieben ist damals eine Ausstellungskopie der Arbeit «Adjective, Adjective, Adjective, Adjective» (1965). Die Inventur im vergangenen Jahr förderte sie zutage. In «werden und vergehen» ist die Arbeit zu sehen, seit kurzem sogar in Farbe. Denn die Neonschriften wurden kürzlich in einer neuen Technik reproduziert und leuchten nun wieder intensiv farbig. Ausserdem erhält das Kunstmuseum Luzern die Arbeit für 10 Jahre als Dauerleihgabe.
Manchmal können Kunstwerke nicht so gezeigt werden wie das vorgesehen oder gewünscht ist. Zum Beispiel, wenn der konservatorische Zustand ungewiss ist. «Albero di undici metri» (1976) von Giuseppe Penone wurde deshalb lange nur am Boden liegend präsentiert. Von Fotos aus früheren Ausstellungen weiss man aber, dass Penones Baumstamm auch schon aufgerichtet und an der Wand angelehnt gezeigt wurde. Vor kurzem hat die Sammlungskonservatorin Alexandra Blättler den Zustand der Arbeit abgeklärt und den Baumstamm diese Woche aufrichten lassen. So eröffnet sich eine neue-alte Perspektive auf das Werk!
Text: Beni Muhl, Kunstmuseum Luzern
Neues aus der Sammlungsausstellung, 2021
Bild: «werden und vergehen. Zustandsberichte aus der Sammlung», Ausstellungsansicht Kunstmuseum Luzern, mit Werken von Aldo Walker, Giuseppe Penone und Robert Zünd, Foto: Marc Latzel