Trouvaillen aus den Luzerner Museen, Kunstmuseum Luzern

30.12.2020

Wer Micha Zweifels Gaststube «Zur Sackgasse 4. Stock» betritt, den befällt erst einmal ein beklemmendes Gefühl. Die grauen Wände des Vorraums sind schnell und unregelmässig mit Weiss bestrichen, eine Aussenlampe an der Wand spendet ein diffuses Licht. Der Raum wirkt leer.Man fühlt sich verloren. Doch ganz alleine ist man nicht! An einer Leine sind zweibekleidete Hunde angekettet. Der eine legt seine Pfote in freundschaftlicher Pose um den Hals des anderen. Die Holzskulptur «Die zwei Freunde» ist eine Art Cover-Version von Ernst Ludwig Kirchners Skulptur «Die Freunde» (1924/25) und thematisiert unter anderem den Topos des Hundes als besten Freund des Menschen. Etwas erhöht tänzelt die Bronzefigur «LIFT» eine Treppe hinauf. Darunter eine geschlossene Tür. Doch wohin führt sie? Ins Depot des Museums oder in die Abstellkammer? Eine Treppe lenkt das Publikum auf ein Zwischengeschoss, dann ein abrupt endender Gang mit Skulpturen aus übereinander gestapelten Kaffeetassen. Im angrenzenden Raum hängen weitere Gipsreliefs mit Darstellungen von Alpabzügen und urbanen Landschaften, daneben ein Bistrotisch mit vier Stühlen. Das Fenster gibt den Blick auf den Pilatus frei, der dem Ausstellungsraum zu seinem internen Namen «Pilatussaal» verhalf. Micha Zweifel interessiert sich für Räume und ihre Beschaffenheit. Für seine Ausstellung setzt sich der Künstler mit der Architektur des Museums auseinander.In dieser hat sich schon so manch eine und einer verirrt. In Micha Zweifels Gesamtinstallation treffen Motive und Techniken aus der Volkskunst oder der klassischen Skulptur auf einen zeitgenössischen Kontext und schaffen ein Raumerlebnis, das einem mit subtilem Humor auf die Absurditäten des Alltags zurückwirft. Dabei fragt der Künstler sich, wie sich die Erfahrung eines Raumes auf den Körper und die Psyche auswirkt. Micha Zweifel (*1987) ist Gewinner des Manor Kunstpreises Zentralschweiz Luzern 2020, der eine Ausstellung im Kunstmuseum Luzern sowie eine Publikation umfasst.

Text: Beni Muhl, Kunstmuseum Luzern
Foto: Marc Latzel