Zizenhausener Terrakotten
Trouvaillen aus den Luzerner Museen, Gletschergarten
16.11.2022
Die Familie Sohn aus Stockach-Zizenhausen schuf seit Ende des 18. Jahrhunderts Tonfiguren, die besonders als Dekoration der ersten Wohnzimmer dienten. Insgesamt waren es 800 verschiedene Figuren, die in der Bodenseeregion hergestellt wurden und in alle Welt hinaus wanderten. Sie gewähren bis heute Einblick in die Vorstellungen, Bedürfnisse, Vorurteile, Sehnsüchte und in das Problembewusstsein der damaligen Welt. Angefangen hat die Tonfigurenproduktion in Zizenhausen mit Krippenfiguren. Über den Kontakt zu einem Basler Kunsthändler entwickelten sich ab etwa 1820 diverse andere Motive. Die aus lokalem Ton gebrannten, nur auf der Vorderseite ausgeformten Figuren stehen auf einem ovalen Sockel, der an der Vorderseite mit einem Text versehen ist. Die Rückseite wurde wohl aus Materialersparnis unbearbeitet gelassen. Die Figuren zeigen französische Soldaten, Karikaturen von Alltagsszenen oder schweizerische Trachten. Die Werke finden sich heute in ganz Europa und sind beliebte Sammlerobjekte. Eine kleine Sammlung an Zizenhausener Terrakotten, auch die von Anton Sohn gefertigte Trachtengruppe aus Unterwalden, kann im Museum des Gletschergartens bewundert werden. Sie zählen zu den zahlreichen Ziergegenständen, welche die unternehmerisch geschickten Frauen der Gründerfamilie Amrein Troller mit grosser Leidenschaft über die Jahre hinweg in der Innerschweiz sammelten.
Text: Tonja Schnieper, Gletschergarten
Zizenhausener Terrakotten, Ende des 18. Jahrhunderts
Anton Sohn, Trachtengruppe (Unterwalden) H. 15.9 cm, B. 13.7 cm