Gebäckmodel aus Birnbaumholz
Trouvaillen aus den Luzerner Museen, Gletschergarten
07.07.2021
Solche Gebäckmodel kamen bei gutbürgerlichen Schweizerfamilien zwischen 1530 und 1860 in Mode. Sie wurden besonders an Festanlässen, zum Beispiel an kirchlichen Feiertagen oder Hochzeiten, hervorgeholt.
Die kunstvollen Kuchen wurden auch als Geschenke, beispielsweise für Geschäftspartner, vergeben. Sie konnten für Änisgebäck, Marzipan und gar Lebkuchen verwendet werden.
Die Kuchenmodel wurden aus Ton oder Holz hergestellt. Dieser Model aus Birnbaumholz wurde vermutlich in Luzern oder Uri gestochen. Er stellt den bekannten heiligen Nikolaus, den Bischof von Myra, dar. Im Hintergrund betend kniet eine Nonne. In Szene gesetzt werden die beiden Figuren in einem sonnigen Blumengarten, welcher von einem Kunstrand eingerahmt wird. Da der Model eine Negativform ist, ist die Schnitzerei spiegelverkehrt angelegt und entfaltet erst im fertigen Gebäck seine volle intendierte dreidimensionale Wirkung.
Der Kuchenmodel ist einmalig in seiner Darstellung, doch es lassen sich ähnliche Modelbilder im Kapuzinerinnen-Kloster St. Anna auf dem Gerlisberg in Luzern und im Urnerland finden. Der Model ist Teil einer Sammlung von Küchen- und Kochutensilien, darunter mehrere Holzgebäckmodel, die von Marie und Mathilde Amrein gesammelt und im Schweizerhaus in liebevoll inszenierten urtümlichen Räumen ausgestellt wurden. Heute findet sich der einzigartige Holzmodel in der Bauernstube des Museums.
Text: Dominique Meier, Gletschergarten
Foto: Eric Albisser, Gletschergarten
Gebäckmodel aus Birnbaumholz, zwischen 1530 und 1860