Absinth

Trouvaillen aus den Luzerner Museen, Gletschergarten

15.04.2020

Fast hundert Jahre lang, seit seiner Eröffnung 1873, wurde der Gletschergarten von der Gründerfamilie Amrein-Troller und ihren Nachkommen geleitet. Insbesondere die unternehmerisch geschickten Frauen der Familie, verhalfen dem Familienbetrieb zum langfristigen Erfolg. Dabei sah die Zukunft nach dem frühen Tod des Gründers Josef Wilhelm Amrein-Troller 1881 düster aus, doch seine Witwe Marie übernahm das Zepter und bereits mit 18 Jahren trat ihre Tochter Mathilde ins Geschäft ein. Ab 1895 machten sich die beiden Frauen an den Ausbau des Betriebs und ergänzten das Naturdenkmal und -museum um viele weitere Attraktionen. So zeichneten sie unter anderem für die Erstehung des Spiegellabyrinths verantwortlich und für den Umbau weiter Teile des Wohnhauses in ein Heimatmuseum. Dort stellten sie nach der Mode der Zeit Möbel, Gerätschaften und Bilder aus, welche sie mit grosser Leidenschaft in der Innerschweiz sammelten. Ein Beispiel für ein solches Sammelstück ist der figürliche Handtuchhalter aus dem 19. Jahrhundert. Die vollplastisch gearbeitete, holzgeschnitzte, bemalte Frauenfigur ist mir ihrer in Weinrot, Dunkelblau und Gold gehaltenen Kleidung sowie mit goldenem Halsband und Gürtel vornehm gekleidet. Die Büste ragt aus einem unbemalten, verzierten Holzbrett, das an ein Trophäenschild erinnert und in ihren Händen hält sie horizontal die Handtuchstange. Die genaue Herkunft des Objekts, das erst 1992 in einer alten Truhe wiederentdeckt wurde, ist nicht bekannt. Noch heute wird der Gletschergarten von dieser Vielfältigkeit geprägt und lädt als Wunderkammer Luzerns zum neu- und wiederentdecken ein, zumal aktuell mit dem Projekt Fels eine neue Attraktion in Entstehung begriffen ist.

Text: Dominique Meier, Gletschergarten
Foto: Eric Albisser, Gletschergarten

Figürlicher Handtuchhalter
19. Jahrhundert, Holz, geschnitzt, bemalt