Gravitation
Hans Erni (1909-2015):
Trouvaillen aus den Luzerner Museen, Hans Erni Museum
07.09.2022
Das Gemälde zeigt diverse abstrakte Figuren in Beige-, Grau- und Rottönen auf einem ockerfarbenen Untergrund und betont die Verbundenheit der Konstellationen. Es gibt einen deutlichen Kontrast zwischen den geschwungenen Figuren in der Form von Achten und den Geraden, welche die Figuren miteinander verbinden. Innerhalb der Achten gestaltet Erni changierende Farbverläufe von Hell zu Dunkel, welche den Eindruck von dreidimensionalen kegelförmigen Körpern erzeugen. Die verschiedenfarbigen Linien zwischen ihnen verbinden die Elemente und halten sie zusammen, als ob sie sonst auseinandertrieben. Auf die so angedeuteten Kräfte könnte sich der Titel «Gravitation» beziehen.
Um 1930 realisiert Hans Erni die Möglichkeit des Künstlers, mit eigener Kompetenz bildliche Gegenstände aufzugliedern und in einer «neuen Realität» wieder zusammenzusetzen, was er sich im Folgenden zunutze macht. Wie auch in diesem Gemälde schafft er eine neuartige Beziehung von Bildebenen und Formen sowie einen perspektivischen Effekt trotz der Abstraktion im Bild. Die Körper im Gemälde befinden sich in einem scheinbar unendlichen Raum, wobei sich Erni seiner Kunst bedient, um die Kräfte zwischen den Körpern, die in der Realität dem blossen Auge verborgen bleiben, sichtbar zu machen. Das Werk ist Teil seines Interesses an der Wissenschaft und spiegelt sein künstlerisches Schaffen als Auseinandersetzung mit der physikalischen Realität wider.
Melissa Barth, Praktikantin Hans Erni Museum 2021
© Hans Erni-Stiftung, Luzern; © Foto Andri Stadler, Luzern
Hans Erni (1909-2015):
Gravitation, um 1930
Öl auf Leinwand, 73 × 60 cm. Hans Erni-Stiftung